Insektenschwund durch Landwirtschaft

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Reinhard
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Insektenschwund durch Landwirtschaft

Zur Diskussionsgrundlage, falls wieder einmal gesagt wird, dass die Landwirtschaft nur das Beste für die Natur will und nichts für die Veränderungen kann.

Vor zwei Jahren machte eine Studie aus Deutschland erstmals auf den dramatischen Insektenschwund aufmerksam. Neue Daten bestätigen: Die Landwirtschaft bringt Insekten zunehmend in Bedrängnis, auf manchen Wiesen ist ihre Biomasse seit 2008 um ein Drittel geschrumpft

https://science.orf.at/stories/2993699

Pfiati, Reinhard

Bergbiene
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Re: Insektenschwund durch Landwirtschaft

Reinhard schrieb:

Zur Diskussionsgrundlage, falls wieder einmal gesagt wird, dass die Landwirtschaft nur das Beste für die Natur will und nichts für die Veränderungen kann.

Vor zwei Jahren machte eine Studie aus Deutschland erstmals auf den dramatischen Insektenschwund aufmerksam. Neue Daten bestätigen: Die Landwirtschaft bringt Insekten zunehmend in Bedrängnis, auf manchen Wiesen ist ihre Biomasse seit 2008 um ein Drittel geschrumpft

https://science.orf.at/stories/2993699

Die fruchtbarsten Landschaften verkommen zu okölogischen Wüsten. Da werden auch Blühstreifchen nichts ändern, sondern ein grundlegendes Umdenken, aber nicht nur in der Agrarpolitik sondern zuerst beim Konsument.

Über 5 mähdige Wiesen ohne Blumen und endlose Maisfelder schimpfen und dann Billigmilch und Billigfleisch und auch billigen Zucker kaufen ändert halt nichts.

 

Postkugel
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Re: Insektenschwund durch Landwirtschaft

Die Studie wurde auch schon an anderer Stelle diskutiert.

Und wie so oft, werden wieder einmal verkuerzte Schluesse daraus gezogen. Das *durch die Landwirtschaft* moechte ich doch sehr in Frage stellen. Man kann mit je einem Topf schwarzer und weisser Farbe kein buntes Bild zeichnen.

Ich hatte neulich ein sehr aufschlussreiches Gespraech mit meinem Paechter. Und eine ebenso aufschlussreiche Flurbegehung. Die Situation in Oesterreich kann ich nicht einschaetzen, jedoch fuer Mitteldeutschland und im Vergleich zu meiner Jugend folgendes sagen:

- viele ehemalige Gaerten werden nicht mehr bewirtschaftet, weil junge Leute in die Staedte abgewandert sind (bzw. ob der fernen Arbeitsstelle ihre Zeit im Auto verbringen muessen) und die Alten es nicht mehr koennen. Dort wo es frueher Vielfalt gab, ich jetzt Oedniss.

- zahlreiche Streuobstwiesen gehen ungepflegt zu Grunde, weil sich kaum noch einer darum kuemmert (Aepfel und Saft gibt's im Supermarkt).

- Bioware wird teilweise als konventionelle Ware verkauft, weil deren Produktion in Osteuropa und Uebersee viel guenstiger ist und man da preislich einfach nicht mithalten kann.

- der Personaleinsatz in der Landwirtschaft ist ein erheblicher Kostenfaktor geworen (wenn ich beim Verzicht auf einen Chemieeinsatz 2-3 Ueberfahrten mehr brauche, geht die Sache wirtschaftlich nicht mehr auf).

- die Graeben, in denen wir in meiner Kindheit Molche gefangen und "Staudaemme" errichtet haben, sind seit Jahren trocken gefallen.

Was das, ohne Zutun der Landwirte, fuer die Insekten bedeutet, sollte klar sein.

Was ich mir mal so geradeaus wuensche:

- Importzoelle auf Bioware bzw. ausgleichende Subventionen fuer hiessige Biobauern

- Halbierung der Steuern und Sozialabgaben fuer alle abhaengig Beschaftigten in der Landwirtschaft

- deutliche Foerderung lokal produzierter Gartenbauprodukte

- wohnortnahe Arbeitsplaetze auf dem Lande

Ich finde es nicht gut, wenn immer nur mit dem Finger auf die "boesen Landwirte" gezeigt wird. Ich hatte eher den Eindruck, dass mein Paechter zu denen gehoert, die gegen die vollstaendige "Vertrostlosung" der Landschaft (kann man sich im ehemaligen Ostpreussen anschauen, wie so etwas aussieht) ankaempft. Ich behaupte, ein sofortiges und komplettes Verbot von Grossflaechenanbau und Agrarchemie wuerde unter der derzeitigen Gemengelage das Gegenteil von dem bewirken, was viele glauben.

freebee16
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Re: Insektenschwund durch Landwirtschaft

Du liegst meiner Subjektiven Meinung nach, der Wahrheit sehr nahe.

Allerdings ist es ertragsreicher für Großkonzerne den Landwirt von der Chemie und immer größeren Maschinen abhängig zu halten.. Inklusive dazu noch größerer Anbauten an die Maschinen, weil er dann nur 3, anstatt 5 Runden am Feld fahren muss... Nur um in 5 Jahren ein noch größeres...

Nach einer Steuerfreiheit rufen ist das eine.

Solange wenige am Vertrieb von Dünger, Pestiziden etc., sowie Saatgut und dem Endprodukt verdienen wird sich.... genauso wenig ändern.

Warum versiegen die Wasserwege? Nicht der Landwirt, sondern der Mensch an sich ist schuld da sein Wasser und Wohnbedarf, natürlich vor Hochwässern geschützt, zunimmt.

Was den Grundwasserspiegel senkt.

Eine Straße zum Haus am Land, oder ein Feld.

Was ist wohl Biodiversiver?

Weil, der Feldweg zum Zweitwohnsitz, dem Haus am Land muss weg, damit die Heilige Kuh, das Auto nicht schmutzig wird, womit, richtig, der gesamte Grünanteil des Weges verschwindet.

 

Wenn der Bodensee immer neue Rekordminimumstände aufweist und man sein Wasser bis Stuttgart pumpt, dann sollte man sich überlegen über was man sich mockiert.

Der Landwirt ist nicht das Problem....

 

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Postkugel
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Re: Insektenschwund durch Landwirtschaft

Vielen Dank fuer Deinen Beitrag.

Das Wettruesten in der Landwirtschaft (und nicht nur dort!) beobachte ich auch mit grosser Sorge und frage mich, ob weniger nicht manchmal doch mehr ist? Unser Foerster hat jedenfalls nicht schlecht geschaut, wie ich mit meinem Schmalspurschlepper eine wirklich grosse Fichte rueckte ...es gibt keine schlechten Motoren, nur schlechte Getriebe Unschuldig

Das schoene an solch kleinem Geraet ist dessen Wendigkeit und dass man damit nur minimalen Flurschaeden verursacht. Die Japaner habens diesbezuegich echt drauf!

In meinem Falle liegt die Ursache des versiegten Wassers bei einem neuen Autobahntunnel, bei dessen Anlage man wasserfuehrende Schichten durchtrennte. Ok, Fehler werden immer wieder gemacht, dagegen ist keiner gefeit. Nur was bezweckt die neue Autobahn? Das Menschen noch weiter zur Arbeit fahren? Das irgendwelcher Ramsch noch schneller heranstransportiert wird und es die lokale Wirtschaft noch schwerer hat?

Reinhard
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Re: Insektenschwund durch Landwirtschaft

freebee16 schrieb:

 

Der Landwirt ist nicht das Problem....

 

Welchen Verbesserungsbedarf in der Landwirtschaft siehst du? Oder betrachtest du die Landwirtschaft (jetzt als Gesamtes gesehen, keine Einzelfälle) "nicht als Problem", wie du schreibst?

Pfiati, Reinhard

Bergbiene
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Re: Insektenschwund durch Landwirtschaft

Reinhard schrieb:

freebee16 schrieb:

 

Der Landwirt ist nicht das Problem....

 

Welchen Verbesserungsbedarf in der Landwirtschaft siehst du? Oder betrachtest du die Landwirtschaft (jetzt als Gesamtes gesehen, keine Einzelfälle) "nicht als Problem", wie du schreibst?

Der Landwirt ist sicher nicht das Problem. Aber die negativen und offensichtlichen Folgen einer  intensiven konventionellen Acker- und auch immer mehr Grünlandwirtschaft auf die Biodiversität zu verneinen, bedarf einer gehörigen Portion Unbedarftheit.

Paule
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Re: Insektenschwund durch Landwirtschaft

Mein Vater lernte es bereits vor 90 Jahren in der Landwirtschaftsschule dass eine blühende Wiese keine ertragreiche Wiese sei. Zu dieser Intensivierung der Grünlandbewirtschaftung kommt die Intensivierung des Ackerbaus u.a. mittels Herbiziden hinzu. Beider gemeinsames Ergebnis ist die Minimierung der für Insekten notwendigen Blütenmenge und -vielfalt.

Habe Mut, dich deines eigenen Verstandes zu bedienen! (Kant)

freebee16
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Re: Insektenschwund durch Landwirtschaft

Ich persönlich sehe den Landwirt nicht als Verursacher sonder als Willingen, oder auch unwilligen Helfer bei der Zerstörung der Biodiversität, geleitet durch den Gewinnwachstumsdrang von Großkonzerne.

Es gilt Regeln aufzustellen Welche der Sache nutzen, welche wiederum nur von Europa erfolgen können.

Dort jedoch sind die Lobbyisten der Chemiekonzernen, welche dies, in einem wirklich grossen Ausmaß verhindern.

Es liegt jedoch an uns den Ursprung eines Produktes zu hinterfragen und damit den heimischen Landwirt zu stärken.

An jedem einzelnen.

Fragt nach Österreichischen, Europäischen und nicht nach dem Billigsten.

Fragt nach Bio und nicht nach dem Biefkinesischen: Geiz ist geil....

Sieht man jedoch die Unterschiede A, gegen BRD, ist vieles nicht vergleichbar, da alleine die Bioquote bei uns eine erheblich höhere ist.

Was nichts schönreden soll, ohne Zweifel, nur ist ein Vergleich etwas hinken.

Erkennbar wenn man durch die Länder Europas fährt.

Ein, z. B. im Marchfeld  oder im Wald, bzw Teilen des Weinviertels, grosses Feld ist im Europäischen Vergleich noch immer ein kleines...

Seht euch die Unterschiede in Google Maps an: A zu BRD, CZ oder F und es ist erkennbar dass wir kleinere Probleme haben, wenn auch nicht, ohne Frage, keine.

Der Gewinnwahn ruiniert gerade die Wälder, welche die Grossväter setzten, da die Fichte so gute Erträge bringt.

Jene, welche damals meinten, der Baum gehöre in die Höhe und nicht in die Niederung würde Mundtot gemacht.

Heute zerfrisst der Borkenkäfer das Erbe von Generationen und das Erbe der Geldgier.

 

Wer billig kauft ruinier am Ende den Landwirt im eigenen Land, da dieser eben höhere Kosten hat.

Man betrachte nur die Mineralölsteuer einer, z. B. KETTENSÄGE UM 1.000 €.

Diese hat in einem Jahr das gleiche an Mineralölsteuer gekostet...

Österreichischer Mineralölsteuer.

Was Produkte eben verteuert.

Und die Subventionskasse wiederum Füttert.

Dieses Thema ist derart Komplex dass man nich in einem Threat darüber urteilen kann.

Nur liegt es an dem einzelnen als Konsument etwas zu tun.

Ja, eine blühende Wiese ist noch keine Bienenweide, aber damit fängt es an, oder?

 

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cat
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Re: Insektenschwund durch Landwirtschaft

Warum wird NUR die Landwirtschaft als Bösewicht hingestellt?

Was ist mit den "im öffentlichen Interesse" versiegelten Böden?

Was ist mit dem "Englischen" Rasen(roboter) Wahn?

.Was ist mit der in den letzten Jahren potenzierten Mobilfunkstrahlung?

Wir in Österreich haben ein massives Wahrnehmungsproblem: es soll immer "der andere" anfangen seine Arbeits- oder Lebensweise zu ändern oder zu hinterfragen. Selbstkritik? absolute Mangelware!

Ach ja - und da spielt noch die "Wissenschaft" mit - mit Studien: ein Schelm, wer denkt "wessen Brot ich esse, dessen Lied ich singe"

freebee16
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Re: Insektenschwund durch Landwirtschaft

cat schrieb:

 

Ach ja - und da spielt noch die "Wissenschaft" mit - mit Studien: ein Schelm, wer denkt "wessen Brot ich esse, dessen Lied ich singe"

Darf ich das abändern?

Warum ist dieser ein Schelm?

 

Wer zahlt schafft an, auch bei Studien und bewiesen ist, dass auch mal ein paar Studien beauftragt werden bis das Ergebnis passte.

Also eher "ein Schelm, wer denkt DASS NICHT.. .

 

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Reinhard
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Re: Insektenschwund durch Landwirtschaft

cat schrieb:

Warum wird NUR die Landwirtschaft als Bösewicht hingestellt?

Woraus liest du, dass in dem Beitrag NUR die Landwirtschaft als Verursacher hingestellt wird?

 

Sie ist es nicht nur, aber in großem Maße - auch!

Pfiati, Reinhard